Was für ein komplizierter Name « Houlière »!
Es wird immer falsch geschrieben oder falsch ausgesprochen – übrigens auch von Franzosen - und dennoch, meinem Atelier habe ich meinen Familiennamen gegeben.
Denn dieser Name erzählt viel über meinen Ursprung und auch wer ich bin.
“Houlière” kommt von dem französischen Wort “la houle”, welches eine Art Wasserwelle bezeichnet.
„So hat man früher die armen Fischer aus Nord-frankreich benannt, die an den Stränden gefischt haben“, hat mir mein Großvater einmal erzählt.
Seine Erklärung gefiel mir sofort, da ich sie mit der Normandie in Verbindung gebracht habe.
Dort bin ich nämlich aufgewachsen. Im Ärmelkanal bin ich viel geschwommen, entlang der Strände bin ich viel auf Pferden geritten. Es sind so schöne Landschaften!
Endlose Sandstrände, wilde Felsküsten, einsame Leuchttürme und kleine Fischer-Häfen.
Dies hat mich immer begleitet und diese Bilder und Erlebnisse sind in meinem Herzen fest verankert.
Natürlich war ich als Kind von Fischerbooten fasziniert. Ich habe mir den Fischerkauf in den Häfen direkt vom Fangschiff angeschaut und dabei die zahlreichen schönen Fische und Muscheln bewundert.
Nie hätte ich damals im Entferntesten geahnt, dass diese schöne Welt stirbt.
Daher habe ich mich entschieden, diese Meeresbewohner zu ehren, und zu zeichnen. Bevor sie aussterben.
Ich zeichne sie als lebendige, ausdruckvolle Tiere. Nicht leblose Abbildungen wie sie oft auf Tellern zu sehen sind.
Manchmal neugierig, aber auch verängstigt, oder doch aggressiv, oder resigniert. Auf jeden Fall sehr lebendig!
Ich hoffe, ich kann damit beitragen, dass ihre heutige Not laut und vernehmbarer wird.
Slow Artcraft...
Jeder Schritt braucht seine Zeit. Mit viel Leidenschaft und Mühe erstelle ich meine Keramik-Unikate.
Alles fängt mit meinen Skizzen an. Ich zeichne zunächst die Tiermotive solange auf Papier, bis ich die richtige Art der Darstellung gefunden habe, die ich auf meine keramischen Gegenstände übertragen kann. Dies ist sehr wichtig, denn ich muss eine genaue Vorstellung haben, wie ich meine ebene Papierskizze auf einen dreidimensionalen Topf mit derselben Wirkung übertragen kann. Das letztendlich Motiv wird eingekratzt. Entweder mittels der Mishima oder der Sgraffito -Technik.
Beides sind alte Techniken, die heute bei Keramiken kaum mehr Anwendung finden.
Mit beiden Techniken ist sichergestellt, dass
jedes Teil ein individuelles Kunsttopf wird.
Die Sgraffito-Technik
kommt aus dem italienischen und bedeutet „Kratzen“. Sie wurde viel während der Renaissance verwendet. Mir gefällt besonders die damit realisierten kontrastvollen Motive. Sie erinnern mich sehr an meine Lieblingscomics und Bande-Dessinées.
Die Mishima-Technik
ist sehr alt. Töpfer haben sie bereits im zehnten Jahrhundert verwendet. Sie ermöglicht feine und sichere geführte Striche, die an Federzeichnungen auf Papier erinnern.
Man spürt förmlich die Linien auf der Keramik und erlebt, bildlich gesprochen, die Zeichnung mit Fingern und Augen.
Einige meiner Lieblingsmodelle
Seeteufel
Beim Fischhändler finden wir ihn leider immer ohne Kopf. Hat er Angst seine Kunden zu verschrecken? Tatsächlich hätte dieser unglaubliche Fisch mit seinem riesigen Kopf und seinen kräftigen Zähnen aus den wunderbaren Skizzenbüchern von Tim Burton entstehen können.
Ganz still auf dem Meeresgrund wartet er ab. Auf seinem überdimensionierten abgeflachten Kopf hat er einen Köder, eine Art Würmchen, der Fische anlockt. So still er auf dem Meeresboden liegend auf die Beute wartend liegen kann, so rasch reißt er sein Maul auf, sobald ein unvorsichtiger Fisch zu nahekommt, um diesen zu verschlucken.
Brauner Zackenbarsch
Was für ein Gesichtsausdruck! Gelassen und beobachtend. Diesen Fisch ist mein „Fisch-losoph“ - über die Zukunft der Welt und vielleicht die Menschheit nachdenkend. Mir gefällt es aber, ihn aggressiv darzustellen. Mit offenem Mund und spitzigen Zähnen, als ob er endlich seine Ruhe aufgeben würde, um sich endlich an den Menschen zu rächen, indem er einen oder zwei naive Taucher fressen würde.
Der Zackenbarsch ist ein Zwitter. Jung ist er weiblich, später in seinem Leben wird er männlich.
Er ist fast von Mittelmeer verschwunden, ebenfalls überfischt. Denn er ist eine einfache Beute für gierige Fischer. Glücklicherweise ist er nun im Mittelmeer geschützt.
Stör
Ein ungläubiger Reisender und ein urzeitliches Wesen, das seit Millionen Jahren durch Flüsse und Meeren wandert... Er kann 150 Jahre alt werden und bis fünf Meter lang. Er erinnert mich persönlich an schöne Lesemomente mit Tolstoï und Gogol. Meteoriten, Klimawandeln...was hat er alles erlebt und auch überlebt. Was könnte der Stör noch überhaupt ins Gefahr bringen? Der Mensch natürlich, der die Flüsse aus ihren natürlichen Verläufen genommen hat und Flusslandschaften für die Industrie umgestaltet hat. Und so seinen Lebensraum zerstört hat. Heute stellt sich folglich leider die Frage, ob der Stör noch zu retten ist.
Die Infos habe ich auf eine sehr spannende Webseite gefunden: